10. Februar 2014 - zuletzt aktualisiert am 4. März 2021 Von Chris G. 0

Naturbauen – lebende Bauten – mein Favorit für einen großen Garten

Weiden-Pavillon – lebende Bauten – frisch gesteckt Anfang März 2014 (Foto: Anja Gerber) * das grüne Netz da hinten ist kein Fußballtor, sondern Kletterhilfe für Prunkbohnen 😉

Naturbauen, “Lebendige Bauten” oder “lebende Bauten” – vielleicht hast du schon mal davon gehört. Es geht dabei um eine 100%ig ökologische und sehr naturverbundene Methode, quasi eins mit der Natur, aus lebenden Baumstämmen ein Haus entstehen zu lassen. Allein der Gedanke ist für mich schon sehr faszinierend.

Soweit ich das bisher verstanden habe, ist die Methode für Tipis, Gartenlauben oder Pavillons der besonderen Art und weniger für ein richtiges Haus gedacht. Es wird der Grundriss dicht genug mit Jungbäumen oder Steckhölzern bepflanzt. Sie werden die spätere Wand hoch geleitet und entsprechend beschnitten,

so dass sie im Dachbereich zusammen wachsen können.Es muss dicht genug ein Raster aus Stämmen bzw. Ästen entstehen, auch muss es eine Baumart oder es müssen kompatible (Unter)Arten sein, damit das Holz komplett zusammen wachsen kann. Im Dach wächst der Baum dann zu einem dicken Stamm zusammen und die spätere Baumkrone schützt durch ihr Laub zumindest im Sommer schon in den ersten Jahren das Innere vor Wind und Regen. Leider weiß ich noch nicht sicher, wie es schnell im Winter dicht gemacht werden kann – das ginge durch Pflanzung mit Thuja, doch damit wäre der ökologische Wert dahin. Auf Dauer wächst alles komplett zu und ist dann durch das lebende Holz nicht nur witterungsfest, sondern auch vor Elektrosmog geschützt und dürfte richtig kuschelig sein.

Für den Einbau eines Luftabzugs für einen Ofen habe ich allerdings noch keine sichere Idee. Kann sein, der Ofen könnte so klein sein, dass die Dimensionen wie in einem Tipi genügen und im Dach eine Art Rohr den Luftabzug frei hält. Das dürfte dann natürlich nicht zuwachsen und müsste vor Falllaub geschützt sein.

Ich tippe für die am besten geeignete Baumarten als Favorit mal auf Weiden, und vielleicht könnte man Efeu in die Krone wachsen lassen; der Efeu ist wintergrün und dicht genug. Da Efeu dem Baum eventuell schaden kann, würde ich eine vorläufige Krone flach halten, mit Efeu dich machen und dann den Baum  wieder nach oben weiter wachsen lassen. Das wäre zwar eine Weile pflegeintensiv, doch wenn es so ginge, wäre das schon genial. Alternativ könnte man das Dach vielleicht so wachsen lassen, dass eine “ordentliche” Abdeckung z.B. mit Stroh möglich wäre. (Edit: Nach nochmaligem Nachdenken habe ich die Efeu-Idee wieder  verworfen; er wächst zu langsam.)

Weide ist Flachwurzler und damit ist der Boden irgendwann maulwurfsicher, zudem wird er nie zu feucht sein – Weide zieht viel Wasser.

Aus dem Buch “Naturbauten aus lebenden Gehölzen” von Konstantin Kirsch”:

“Konstantin Kirsch hat in seinem Buch =>Naturbauten aus lebenden Gehölzen gezeigt, wie man aus Bäumen nach der Anleitung des 1941 verstorbenen Arthur Wiechula Häuser wachsen läßt: Man nimmt dreijährige Sämlinge und pflanzt sie in ca 15 cm – Abstand dorthin, wo einmal Hauswände stehen sollen. Diese Bäume werden dann miteinander verflochten und an den Kreuzpunkten mit einem Nagel und einer unverrückbaren Scheibe gesichert oder Spanplattenschrauben und ggf. Karosseriebau-Lochscheibe. Die Bäume wachsen nach ca. 2 Jahren an diesen Stellen zusammen. Die Nägel können dann entfernt werden (bei  Schrauben  gehts einfacher, bei Nägeln manchmal nicht), sodaß der Bauschutt in 300 Jahren nur aus purem verbrennbaren Holz besteht und nicht wie heute Sondermüll darstellt. Im weiteren Dickenwachstum der Baumstämmchen schließen sich die Flechtlücken und es ist eine feste geschlossene lebende Baumwand entstanden. Während des Wachstums müssen die unteren Zweige immer abgeschnitten werden. In ca 2,5 m Deckenhöhe werden Baumstämme zu einer Kuppel verflochten und genagelt bis die Decke zusammengewachsen ist und ein natürliches Regendach bildet.

Auf diese Weise können in Abhängigkeit von Auswahl und Wuchshöhe der Baumsorte auch mehrstöckige Häuser gebaut werden. Zwischendecken müssen auf normale Zimmermannsart als Holzdecken eingezogen werden. Fenster und Türen werden ausgeschnitten und erhalten einen vierseitigen Rahmen, der ein Zerquetschen des Fensters durch Baumwuchs verhindert. Ein Haus kann 1/3 so hoch zum Bewohnen genutzt werden wie die normale Wuchshöhe des Baumes ist (Baumsorten und Wuchshöhe siehe unten). 2/3 der Höhe braucht der Baum Ast- und Blattwerk, um am Leben zu bleiben. Blitzableiter werden durch Bäume in der 30-Meter-Umgebung des Hauses gebildet, die höher wachsen als die Bäume, aus denen das Haus gemacht ist. Die Hausbäume werden mit Wasser versorgt, indem man einen Graben zieht, der etwa 1,5 m parallel zur Wand verläuft, damit die feinen Wurzeln sich dorthin entwickeln. Bis zur Fertigstellung eines solchen Hauses müssen etwa 10 Jahre Wuchszeit eingerechnet werden. ”
(entnommen von http://www.horstweyrich.de/naturbauten.html)

Du findest passende Bücher zum Thema auf amazon.de.

Sehen wir uns erst einmal dies Videos dazu an:

Naturbauten in “hessische Wohntraeume” vom hr

Lebende Häuser von und mit Konstantin Kirsch gezeigt in der hr Sendung “hessische Wohnträume”. Gesendet am 5.5.2009

Zu der Frage aus einem Kommentar zu dem Video, ob Bambus auch geeignet sei, lautet meine Antwort:
Bambus ist nicht einheimisch und damit ökologisch leider wertarm. Ich mag ihn selbst allerdings auch. Für Naturbauten würden aber nur wuchernde, also nicht Hoste bildende Arten (mit unerhört starker Rizombildung) in die Auswahl fallen und damit einen Zusatzaufwand bedeuten. Denn Bambus ist Flachwurzler und bräuchte, um groß genug zu werden, einen ziemlich großen Bereich mit Wurzelsperre um das Haus herum. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob dessen Stämme überhaupt zu einem Hauptstamm zusammen wachsen würden. Für eine Pergola oder ein Tipi reicht es aber sicherlich.

Linktipps: